Die vom pfv in Auftrag gegebene Expertise beleuchtet kritisch die Trias „Erziehung, Bildung und Betreuung“.
Der Begriff der „Notbetreuung“ während der Corona-Pandemie offenbart, wie schnell Kindertages-einrichtungen und schulischer Ganztag auf historisch überholte Pfade ihrer Entwicklung zurückgeführt und von ihren pädagogischen Aufgaben entbunden werden konnten. Gefragt wird danach, wie das in den letzten Jahren errungene Verständnis frühkindlicher Bildung und Erziehung nachhaltig sichtbar gemacht und damit die Bedeutung eines „erweiterten Bildungsverständnisses“ in der Gesellschaft verankert werden kann.
Die Expertise offenbart, wie anhaltend in den letzten Jahrzehnten auch auf internationaler Ebene an wissenschaftlichen Konzeptionen von frühkindlicher Bildung gearbeitet wurde. Die jüngste Vergangenheit hat dennoch gezeigt, wie in Zeiten multipler Umbrüche und Krisen zentrale Aufgaben pädagogischer Institutionen aus den Augen verloren werden. Daher ist es von großer Bedeutung, das Aufgabenspektrum der Bildung in der Kinder- und Jugendhilfe rechtlich besser als bisher abzusichern. Denn Kindertageseinrichtungen tragen als zentrale Infrastruktur eine große Verantwortung für das Aufwachsen junger Kinder.
Ina Kaul, Peter Cloos, Stephanie Simon und Werner Thole eröffnen hier einen multiperspektivischen Blick auf den Begriff der Bildung in der frühen Kindheit in seiner gesellschafts- und bildungspolitischen Komplexität. Sie entwerfen eine erweiterte und zukunftsgerichtete Auffassung von Bildung – die sowohl theoretisch gesättigt ist als auch offen den Diskurs des sozialen Wandels in einer pluralen Gesellschaft aufgreift.
Diese Arbeiten wurden ergänzt durch die Rechtsexpertise von Johannes Münder, der einen ersten Vorschlag für eine stärkere Konturierung von Bildung im Kontext des Achten Sozialgesetzbuchs unterbreitet.